Diesen Frühling brachte Samsung ein neues Modell seines Flaggschiffes, dem erfolgreichen Galaxy S3 auf den Markt – mit fast so viel Hype wie normalerweise nur bei der Apfel-förmigen Konkurrenz zu beobachten ist. Nun ist es da und die Testberichte und Meinungen spalten sich etwas.
Zunächst und vorab ist anzumerken, dass das S4 mit zwei verschiedenen Chipsets auf den Markt gekommen ist. In den USA wird das Smartphone mit einem 1.9GHz Quad-Core Chip und international mit einem 1.6GHz Octa-Core Chip ausgestattet (mit einigen Ausnahmen, so ist der Quad-Core-Prozessor z.B. auch in den Versionen die in Großbritannien erhältlich sind verbaut). Dabei soll, nach Recherchen von TechCrunch.com, kein wesentlicher Leistungsunterschied enstehen. Wie groß dieser genau ist, bzw. welche Vorteile ein Quad-Core-Prozessor genau mit sich bringt ist noch nicht klar. Primär geht es dabei eher um das Prestige, denn es ist das erste Mal, dass ein derartiger Prozessor in einem Handy verbaut wurde.
Festzuhalten ist jedoch, dass – egal in welcher Ausführung – das S4 eines der besten und leistungsstärksten, jemals hergestellten, Smartphones ist. Die Meinungen spalten sich eher bzgl. der Innovation gegenüber dem Vorgängermodell, so wird oft bemängelt, dass es zu wenig neues gibt. Andere sehen die Philosophie dahinter, nach dem Motto „Don’t change a winning team“, und die Anlehnung an den hoch-funktionstüchtigen Vorgänger als stärke.
Design
Es ist 69.8mm x 136.6mm x 7.9mm groß (lang, breit und dick) und damit, wie erwartet, nicht gerade klein. Dabei ist es aber dünner als das S3 und so kommt es einem auch in der Handhabung nicht zu klobig vor. Es ist mit 130g circa 18g schwerer als das iPhone 5 – unwesentlich, wenn man die Displaygröße in betracht zieht.
Ansonsten ist es von den Materialien und der Bedienelementanordnung mit dem S3 nahezu identisch. Die Rückverkleidung ist auch wie bei dem S3 aus Plastik und abnehmbar – dies hat natürlich auch seine Vorteile, wird aber zugleich von manchen ‚Ästheten‘ als unschön kritisiert. Samsung stellt seine ‚Fans‘ vor ein ähnliches Dilemma wie Apple seine iPhone-Nutzer; wie kann man mit dem Besitz des neusten Smartphones angeben, wenn es genauso aussieht wie das ältere Modell.
Display
Das 5-Zoll große Display erinnert an einen Tabletcomputer. Es hat eine scharfe HD-Auflösung und kann so 1080p Videos abspielen, das sind dann 441 Pixel pro Zoll. Dies sind mehr Pixel und ein größeres Display als beim iPhone 5 – eher vergleichbar mit dem HTC One. Eine derartig hohe Auflösung ist schön und gut, jedoch kann man den Unterschied zu einer Auflösung von 326 Pixel pro Zoll (wie sie auch das iPhone 5 hat) nicht wirklich erkennen.
Die neuen Features
Das S4 nutzt die neuste Version von Android (4.2.2), welche auch schon auf dem Google Nexus 4 implementiert wurde. Neben den gängigen und bekannten Android-Features hat das S4 auch bestimmte funktionelle Eigenheiten.
Die Smart-Pause: Das Smartphone erkennt wann man auf das Display blickt und wann man wegschaut. Schaut man sich z.B. ein Video an wird dieses automatisch pausiert und fortgeführt wenn man weg- und dann wieder hinschaut.
Smart-Scroll: Durch leichtes Neigen oder Kippen des Smartphones lassen sich z.B. Webseiten rauf- und runter-scrollen.
Air View: Diese Funktion gab es schon auf den Galaxy Note Tablets, hier benötigt man aber keine Stylus. Man lässt seinen Finger einfach ca. 2cm vom Display entfernt schweben und es wird einem eine Vorschau von Emails oder einem Video angezeigt.
Air-Gesture: Damit kann man das Smartphone ohne jegliche Berührung bedienen. Man bewegt einfach seine Hand in bestimmten Bewegungsabläufen über das Handy um Content zu navigieren oder ein Telefonat anzunehmen. Diese Funktion hält im Gebrauch auch das was sie verspricht – nur sind sich die meisten Testberichte in der Kritik einig, dass es eine relativ unnütze Spielerei ist.
Group-Play: Dies erlaubt einem bis zu acht andere S4 mit dem eigenen Gerät zu ‚paaren‘, so dass man zusammen Multiplayerspiele zocken kann oder aber auch Medien zusammen auf verschiedenen Displays betrachten kann.
NFC: Das S4 ist das erste Handy mit eingebauter Near-Field Communication, welche man mittels der Visa payWave Technologie zum Kontakt- und Kreditkartenlosenbezahlen nutzen kann. Diese Technik wird aber bis jetzt nur in manchen Ländern und von wenigen Banken unterstützt.
Am Rande ist noch zu erwähnen, dass das S4 natürlich auch 4G tauglich ist.
Natürlich ist man nicht gezwungen diese Funktionen überhaupt zu nutzen – sie lassen sich alle an- und aus-schalten.
Kamera (bzw. Kameras)
Die hinten-eingebaute Kamera ist Samsung’s Trumpf im Vergleich zu anderen Smartphones dieser Klasse. Diese hat einen 13 Megapixelsensor mit Auto-Focus und der Möglichkeit 1080p Video aufzunehmen. Die zweite, nach vorne gerichtete Kamera hat volle 2 Megapixel. Hinzu kommen ein Paar neue Software-Features. So z.B. der so-genannte Dual-Shot, der es einem ermöglicht eine Aufnahme mit beiden eingebauten Kameras simultan zu machen. Das Ergebnis wird dann als ein Bild in einem Bild dargestellt. Es gibt hier natürlich auch verschiedenste ‚kreative‘ Erweiterungen und Möglichkeiten. (Wozu dies genau genutzt werden soll, ist vielen Testern noch nicht wirklich klar.)
Der Drama-Shot legt mehrere, schnell-geschossene Bilder zu einem einzigen zusammen. Der Cine-Shot erstellt eine Mischung aus Fotos und Video und der Racer-Shot ermöglicht einem das Löschen einer sich bewegenden Person aus gemachten Bildern.
Leistungsfähigkeit & Akku
Neben einem der beiden angesprochenen Prozessoren hat das S4 ganze 2GByte RAM und die übliche Wahl zwischen 16, 32 oder 64GByte für den internen Speicher, zudem gibt es einen Micro SD Kartenplatz. Der Akku ist eine 2,600mAH Battrie – also besser als die aus dem S3. Jedoch ist dies auch das absolute Minimum was ein derartig leistungsstarkes Kraftpaket benötigt. Man kann also erwarten sein Smartphone täglich ans Netz hängen zu müssen und wenn man es viel nutzt muss es womöglich mehrmals am Tag an den Strom. Da es aber möglich ist den genutzten Akku zu wechseln hat man hier bestimmte Vorteile die man als iPhone nutzer z.B. nicht hat. So kann man seinen Akku bei Leistungsnachlass ersetzen, oder auch mehrere Akkus mit sich tragen. Genau wie beim Google Nexus 4 oder dem Nokia Lumia 920 kann man das S4 auch drahtlos, über ein Wireless Charging Pad, aufladen.
Fazit
Das S4 ist durchaus eine Entwicklung zu dem S3 – technisch überlegen und mit ein Paar spielerischen und u.U. nützlichen Neuerungen. Vor allem, dass es dünner ist als das S3 und dabei ein etwas größeres Display hat ist bemerkenswert. Es ist also eines der modernsten und besten Smartphones auf dem Markt. Dafür ist natürlich auch ein entsprechender Preis fällig. Und hier ist auch der wahrscheinlich ausschlaggebenste Kritikpunkt beim S4, denn es gibt eigentlich keinen Grund diesen Preis zu zahlen – es sei denn, man braucht unbedingt das modernste und absolut beste. Dafür gibt es einfach zu viele, viel günstigere Alternativen auf dem Markt. Die wenigsten werden das S4 vollkommen auslasten und da es vom aussehen her fast identisch mit dem S3 ist, ist jedem potenziellen Käufer die Abwägung ob das S3 nicht für einen ausreichend ist nahezulegen. Wer die Kosten nicht scheut, der wird sicherlich sehr glücklich mit dem S4.
Über den Autor – Erik R. Willems ist leidenschaftlicher Blogger, Kolumnist und arbeitet als Business Technology Solutions Consultant in London.
1 Kommentar
Marty O. Montgomery
Viele Tech-Blogger gehen jedoch davon aus, dass das Samsung Galaxy S4 mit der nächsten Android Iteration “Key Lime Pie” ausgeliefert werden wird. Samsung ist der absatzstärkste Smartphone-Konzern, der auf Android setzt. Deshalb könnte Google tatsächlich daran gelegen sein, das neue Android OS “Key Lime Pie” zusammen mit dem wahrscheinlich meistverkauften Android Smartphone in 2013 zu releasen. Andererseits wurde das Galaxy S3 auch nicht mit Jelly Bean ausgeliefert, sondern erhielt erst nachträglich ein Update. Also bleibt auch hier die Faktenlage sehr vage.